So ziemlich jeder hat ihn schon einmal erlebt: den perfekten Wettkampf. Alles läuft wie am Schnürchen, das Ergebnis ist top, keine Zweifel stören. Solche Erlebnisse hat der amerikanische Psychologe Mihaly Csikszentmihaly als „Flow“ beschrieben.
Flow ist charakterisiert durch ein harmonisches Erlebnis, bei dem Körper und Geist mühelos zusammenwirken, bis sich das Gefühl einstellt, dass etwas ganz besonderes geschieht. Dazu gehört ein wunderbares Gefühl der Leichtigkeit des Ablaufs: alle Handlungen laufen präzise und mühelos ab. Passieren kann dies in allen Bereichen des Lebens: bei der Arbeit, beim Autofahren, beim Spielen …
Merkmale eines Flow-Erlebnisses
Csikszentmihaly beschreibt verschiedene Flow-Merkmale. Die wichtigsten sind:
- eine gute Balance zwischen Herausforderung und Können:
„Es wird schwierig heute, aber ich kann es schaffen!“
- die Verschmelzung von Körper und Geist:
„Mein Körper weiß genau, was zu tun ist.“
- eine klare Zielsetzung:
„Ich weiß, worauf es ankommt.“
- interne und externe Wahrnehmungen werden mit äußerster Klarheit erlebt und verarbeitet:
„Ich sehe und spüre alles, was jetzt wichtig ist.“
- eine hohe Konzentration auf die Aufgabe:
„Nichts kann mich ablenken!“
- die Handlung wird um ihrer selbst willen ausgeführt, nicht aufgrund irgendwelcher Belohnungen (autotelisches Erlebnis):
„Ich will es wissen heute!“
Es ergibt sich ein Gefühl der Kontrolle über die Situation („Ich wusste, dass es heute klappt.“), bei dem Unsicherheiten, Ängste und negative Gedanken verschwinden. Verbunden ist mit dem Flow meist ein anderes Zeiterleben (die Zeit vergeht gefühlt schneller oder langsamer als sonst) und erinnern kann man sich an ein Flow-Erlebnis entweder in aller Klarheit oder nur als sehr positives, aber dumpfes Gefühl ohne Details.
Flow im Sport
Die Faszination des Flow-Erlebens für den Sport ergibt sich aus der Annahme, dass das optimale Zusammenwirken von Körper und Geist auch besondere Leistungen ermöglicht.
Der wissenschaftliche Nachweis hat sich jedoch als schwierig erwiesen: Erstens ist Flow subjektiv und kann nicht eindeutig definiert werden. Zweitens gelingt das willkürliche Provozieren eines Flow-Erlebens nicht immer so, wie Wissenschaftler sich das wünschen und drittens gibt es auch Top-Leistungen ohne offensichtliches Flow-Erleben.
Was heißt das für die Praxis?
Es macht keinen Sinn, sich auf die Jagd nach dem Flow zu begeben. Flow kann man nicht erzwingen und je mehr man dies versucht, desto schlechter gelingt dies. Aber man kann gute Voraussetzungen für ein Flow-Erlebnis schaffen:
Das alles kann man trainieren.
Diese Voraussetzungen für Flow sind auch Voraussetzungen für Top-Leistungen. Wenn es dann zu einem Flow-Erlebnis kommt, ist das schön, muss aber nicht sein. Spitzenleistungen sind so nämlich auch ohne ein Flow-Erleben möglich.
Literatur:
Csikszentmihalyi M & Jackson SA. Flow im Sport. Der Schlüssel zur optimalen Erfahrung und Leistung. München: BLV Verlagsgesellschaft (2000).